Projekt

GNUE Sanierung
Landgericht Halle

Mitarbeit im Büro
TCHOBAN VOSS Architekten GmbH

Bauherr

Bau- und Liegenschaftsmanagement Sachsen-Anhalt, NL Süd

Zeitraum

2010 – 2013

Leistungsphase

2 – 8

Das Gebäude

Das Gebäude des Landgerichtes wurde 1903 bis 1905 errichtet. Es handelt sich um eines der repräsentativsten Bauwerke der Stadt Halle im Stile wilhelminischer Justizbauten. Architekten des vierflügeligen Gebäudes waren Paul Thoemer und Karl Illert. Es besitzt eine breite Doppelturmfassade, welche zum Hansering orientiert ist. Die flankierenden Türme haben eine Höhe von etwa 50 m. 

Das Landgericht Halle nimmt eine Sonderstellung ein und weist diverse Alleinstellungsmerkmale auf. Das Gebäude besticht durch eine unglaublich reichhaltige baukünstlerische Ausschmückung und intensive Farbigkeit. Die Fassaden wurden im Rückgriff auf Bautraditionen der mitteldeutschen Gotik und Renaissance gestaltet. Der Mittelrisalit und die mehrgeschossigen Erker auf den Ecktürmen wurden dabei steinmetzmäßig in bestechender Feingliedrigkeit durchgearbeitet, intensiv farbig abgesetzt und gestaltet. Eine Besonderheit des Gebäudes ist die reichhaltige Ikonographie der Fassade. Hier finden sich Sinnsprüche zum Thema Recht und Gerechtigkeit, Tiere und Fabelwesen werden in allegorischen Darstellungen und typischen charakterlichen Eigenschaften als Brüstungsfries eingebaut, die Väter der bürgerlichen Gesetzgebung findet man als Kopf-Plastiken. Der Bezug auf die Stadt Halle und die umliegenden Kreise und Städte wird mittels heraldischer Symbolik hergestellt und als Bekrönung des Giebels findet sich die Justitia als Vollplastik.

Die Eingangshalle im Inneren des Gebäudes zeichnet sich durch eine über alle Geschosse geführte doppelt gewendelte Treppenanlage mit großem Treppenauge und gotisch anmutender Kuppelüberwölbung aus. Die Belichtung der Treppenhalle erfolgt mittels großer Bleiglasfenster, welche über alle Geschosse hinweg geführt sind und an gotische Kathedralfenster erinnern. Die sparsame Lichtführung bewirkte einen, je nach Tageszeit, Bewölkung und Sonnenstand, differenzierten einmaligen Raumeindruck, welcher sich in seiner Stimmung an die mystische und etwas flimmernde Atmosphäre in Innenräumen spätmittelalterlicher Profanbauten angelehnt haben dürfte. 

Die Säle

Die Säle am Haupttreppenhaus verfügen über jeweils individuell gestaltete, steinmetzmäßig feingliedrig durchgearbeitete Portale mit plastischen Darstellungen. Die Türen haben eine spezielle Leinenbespannung und ein aufwendig gestaltetes Beschlagwerk. Das Innere mehrerer Säle ist bis hin zu Stuckdecken, Vertäfelungen und Austattungselementen noch bauzeitlich erhalten. 

Mit der Sanierung wird den aktuellen Anforderungen einer zeitgemäßen Nutzung sowie des Baurechtes hinsichtlich Daten- und Kommunikationstechnik, Sicherheit, Brandschutz, Barrierefreiheit und ENEV Rechnung getragen.